Eindrücke

Osaka ist, als wären wir in Night City aus dem Spiel Cyberpunk gelandet.

Auch hier ist alles sauber, jeder Winkel gepflegt, nichts riecht nach Abgas oder Kloake, sondern komplett neutral und wenn dann süß und lecker.

Wir laufen alle 50 Meter an Geträkeautomaten vorbei, die jede erdenkliche Erfrischung anbieten. In Kneipenvierteln sind die manchmal nur für Bier. Überall gibt es öffentliche Toiletten. Auch in den Kaufhäusern und Bahnhöfen auf jeder Etage. Sie sind immer in Laufweite, meist dort, wo viele Menschen vorbeigehen. Die Toiletten sind sauber, gemütlich und immer, immer Kostenlos 🏖️ Mülleimer sind seltener frequentiert, die könnten wir häufiger gebrauchen.

Bürgersteige werden von Fußgängern und Radfahrern gleichzeitig genutzt. Regeln gibt es dafür nicht. Trotz aller Menschenmassen und teils voll beladener Räder mit Kind und Einkäufen im Schlepptau fließt der Verkehr unter dem Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme flüssig ineinander. Einfach faszinierend, dass hier jeder mit macht. Autos halten oft schon drei Meter vor dem Stopstreifen, weil uns die Fahrer den Vortritt über die Straße lassen wollen. Wir stehen oft noch 2 Meter von der Straße entfernt und suchen ins Handy vertieft nach dem Weg. Wenn wir nicht bemerken, dass dort jemand steht, wartet der trotzdem, bis wir über die Straße gegangen sind oder in eine andere Richtung starten.

Haltet euch fest: Die Japaner sind Fans von ihren Bahnunternehmen! Häufig sehen wir Menschen, die an den Bahnhöfen die ein- und ausfahrenden Züge aufnehmen. Besondere Züge werden in den Bahnhöfen angekündigt. Überregionale Züge sind von außen oft individuell und kreativ designt, die sehen richtig schön, edel oder cool aus! Beim Shopping finden wir ganze Regale mit Zug Merchandise ... Tassen, Anhänger, Brieftaschen, Kuscheltiere, ... mit den Logos und Maskottchen der Zuggesellschaften oder bestimmten Züge 🚝🚄🚅🚈🚂🤩🥳

Von allen Seiten haben wir gehört, dass man in Japan immer im vorraus buchen muss. Das hat sich für unsere Zugfahrten nicht gelohnt und viel mehr Zeit und Geld gekostet, als wenn wir einfach im Bahnhof zum Schalter gegangen wären. Für Unterkünfte reichen jetzt außerhalb der beliebtesten Reisezeit 1-2 Wochen Vorplanung.

Einkaufsstraßen sind oft kunstvoll überdacht und so zu jeder Jahres- und Tageszeit komfortabel.

Vor Restaurants gibt es häufig markierte Bereiche für die Schlangen, die sich dort zu den Stoßzeiten aufreihen. Das haben wir in Düsseldorf auch schon gesehen.

In unseren Supermärkten fällt uns die Musik auf. In Fukuoka wirkte sie wie die glorifizierenden Hymnen einer energetischen Arbeitergemeinschaft. Hier in Osaka fühlt es sich an als wären wir im Allgäu. Es fehlt nur noch, dass in das fröhliche gedudel der Kapelle ein Jodler einsteigt oder ein Schuhplattler 🥾🤣

Uns scheint, je älter ein Mensch ist, desto gebückter geht er. Regelmäßig begegnen uns Greise, deren höchster Blickpunkt mit Kinn auf Bauchnabelhöhe die eigenen Zehenspitzen sind. Der Anblick gruselt uns mit dem Gedanken an Jahrzehnte an Schmerz und Qual auf dem Weg in so eine Haltung. In der Wohnung in Fukuoka saßen wir beim Essen auch auf dem Boden. Das war mal ganz nett, aber nach sehr kurzer Zeit haben sich schon unsere Rücken beschwert. Wir laufen jetzt täglich stolze 15.000 Schritte und bemühen uns besonders um einen grade Haltung.

Die Japaner tragen eher ihren persönlichen Geschmack an Kleidung, gegenteilig zum Bild in Bangkok, wo der Fokus auf "teuren" Labels lag. Insgesamt mag man es hier stilvoll und wenig freizügig. Die einzigen Mädels in Shorts sind sehr junge, dünne Japanerinnen und wir Touris. Im Berufsalltag wird zudem uniform getragen, die typische Schul- oder Businessbekleidung.

Weil die Handwerkskünste in Japan regional angesiedelt sind, gibt es im ganzen Land so viel zu entdecken. Hier die Porzellanmanufaktur, da die Bambusverarbeitung, dann Regionen, in denen viele Messerschmieden angesiedelt sind oder Hersteller von Taschen, bestimmte Einrichtungsgegenstände und so weiter.

Einschränkend ist für uns, dass man sich zu Hause oft nicht ausleben kann was Musik, Gespräche und Emotionen aller Natur angeht. In Hotels ist das meist problemloser, aber häufig sind die Wände hier aus Pappe.

Bäder haben in der Regel keine Fenster und sind super klein. Schimmel ist ein Problem.

Aktivitäten

Wir gehen viel in den belebten Stadtteilen spazieren und abends in unserer Nachbarschaft.

An Sehenswürdigkeiten begegnen uns durchweg die bunten Fassaden und Straßenzüge der Einkaufsstraßen sowie das generelle Stadtbild. Schaut man an der Kreuzung eine bunte Straße hinunter, strahlen in der Ferne zwischen den Hochhäusern die bezaubernden Farben des Sonnenuntergangs. In einer weiteren Straße ist es das Tiefblau der Nacht. Und in noch einer weiteren Straße noch das Blau des sommerlichen Spätnachmittags, mit einigen Schäfchen-Wolken, die fröhlich über die Hochhäuser hüpfen. Wir besuchen einige religiösen Stätten und die umliegenden Parks. Buddhismus und Shintoismus werden gleichermaßen verehrt. Es genügt uns die Tempel und Schreine von außen zu bestaunen. Eintritte sind es uns nicht wert, eher die Zeit, in der wir die Atmosphäre ihrer schönen Parks genießen können.

Während wir wahllos durch die Straßen laufen entdecken wir in ruhigen Nachbarschaften nicht-touristische Götterhäuser, die mindestens genauso einzigartig sind wie ihre großen Geschwister. Hier sind wir mitten am Tag ganz alleine.

An einem Abend spazieren wir in unserer Nachbarschaft um das Osaka Schloss. Von den hohen Mauern aus bewundern wir den Blick in die Weite dieser 32-Millionen-Stadt. Unglaublich, dass die Luft hier so klar ist. Es ist herrlich mit jedem Atemzug tief und erfrischend durchatmen zu können, obwohl wir uns einer Großstadt befinden. Im Übrigen wird ein Auto nur zugelassen, wenn der Käufer einen Parkplatz für das Fahrzeug nachweist.

Wir besuchen Nippombashi einen besonderen Stadtteil von Osaka. Ein Paradies für alle, die Brettspiele, Anime oder Manga mögen. Es gibt mehrstöckige Videospielhallen, DVD Verleihe, Brettspielgeschäfte und Fanshops. Dazwischen sind sich Made Cafés. Das sind Cafés in denen man sich von jungen Mädchen in fantasievoller Dienstkleidung untertänig umschmeicheln lassen kann, und wer weiß was noch. Nicht unser Ding, aber die Nerds in der Schlange freuen sich auf diese Art der Unterhaltung.

Die Brettspielgeschäfte sind auf einzelne Spiele spezialisiert und verkaufen auf mehreren Etagen allen erdenklichen Zubehör in hunderten Facetten. Das sind Stockwerke gefüllt mit Türmen bunter Boxen, Erweiterungen, Figuren und Bausätze, die man bei Bedarf auch farblos kaufen kann und dazu sämtlichen Kunstbedarf, um sie selber zu gestalten.

So auch in den Merchandisegeschäften für Anime und Manga. Die Zeitschriften und Filme im japanischen Comicstil gibt es in allen Genres und für jedes Alter. Dazu gibt es die fantasievollen Figuren und Helden aus allen Geschichten fürs heimische Regal zu kaufen. Und als Schlüsselanhänger, Bekleidung, Taschen, Lesezeichen, Geschirr und alles, was euch einfällt. Die Auswahl ist unvorstellbar groß. Wir finden schön, das es hier so viel Angebot zum Begeistern gibt und können gleichzeitig nicht nachvollziehen, was man mit so viel Krimskrams will. Aber die Japaner sind bekannt dafür, dass sie immer interessiert sind an neuen Dingen. Gerade den leckersten Wein deines Lebens entdeckt und du kaufst ihn nicht für ein zweites Mal, sondern schaust, was es sonst noch so gibt.

Comic Shops sind überall zu finden, ebenfalls mit einer großen Auswahl. Manchmal sehen wir Leute, die auf ihrem Handy die schwarz-weißen Comics lesen. Das ist den Japanern eine schöne Unterhaltung im Alltag.

Neben Osaka gibt es die Präfektur Nara mit großen Parkanlagen, in denen zahme Rehe beheimatet sind. Wir kommen dort am späten Nachmittag an, als gerade alles schließt. Massen internationaler Besucher laufen uns auf ihrem Rückweg entgegen. So gehören wir ab der blauen Stunde zu den wenigen Besuchen im Park. Mit der Dämmerung können wir in Ruhe die Stätten und Tiere bewundern.

Wir verabreden uns mit einer alten Freundin von Tina. Sie wohnt seit 2018 in Japan und lebt heute in Osaka. Sie führt uns in die lokalen Spezialitäten ein, denn Osaka ist die Küche Japans. Ein besonderer Abend für uns. Natürlich vergessen wir ein Erinnerungsfoto zu machen, nachdem der Tag für uns alle lang war.

Wir haben unser Hab und Gut umsortiert. Die Rucksäcke passen uns nicht ... und das nach all dem Drama 🙈 Tina benötigt so viel Platz gar nicht und Palo braucht einen Rückenfreundlichen Trolli. Dadurch haben wir nochmal ein Päckchen, dass wir auf den Weg nach Deutschland schicken. Dazu mussten wir sehr viel Forumlare ausfüllen, bei denen uns ChatGPT geholfen hat.

Palo hat sich einen Trolli gekauft und den „besten Rucksack der Welt“. Mit diesem gesteht er schüchtern aber glücklich seinen Taschenfetisch, nachdem er seit Reisestart schon drei Umhängetaschen gekauft hat, um „die Eine“ zu finden. So hat er es sich seit Jahren persönlich gewünscht und ist nun jeden Tag überglücklich, weil er sowohl im Stil als auch praktisch sehr elegant ausgestattet ist.

Die letzten Wochen konnten wir endlich viel auf den Beinen sein. Das hat unsere Zeit stark intensiviert. Jetzt merken wir die Anstrengung. Lust auf große Aktionen haben wir darum wenig. So mieten wir unsere nächste Wohnung und ein Auto in Kurashiki einem äußeren Bezirk der Stadt Okayama.