Wir wollten schon vor einer Woche diesen Blog Eintrag veröffentlichen, aber wir sind beide Krank geworden und sind erst jetzt dazu gekommen.
Es gibt sehr viel zu berichten.
Wir wohnen im fünften Stock mit Loggia, außerhalb der touristischen Straßen und außerhalb der Reisesaison (Wolken und Regentage sind wahrscheinlicher). Aus den großen Fenstern unseres Zimmers und von unserer Loggia aus haben wir eine tolle Aussicht auf die Marktstraße unter uns und über die Dächer der Stadt. Am fernen Horizont wölben sich majestätisch die Berge in den Himmel und kuscheln dort mit den Wolken. Mit zunehmender Distanz verschwinden die grünen Riesen im Nebel. Das ist uns zu jeder Tageszeit und Wetterlage ein neuer und bezaubernder Ausblick. Gleichzeitig zur Aussicht findet unten auf der Straße das wuselige Markttreiben statt.
Die große Markthalle auf der gegenüberliegenden Straßenseite riecht bis zum späten Nachmittag nach Fisch. Auf ganzer Straßenlänge wird zusätzlich Gemüse und Obst verkauft. Die Auswahl ist groß. Alles ist saftig, quietschbunt und exotisch. Passion fruit, dragon fruit, jack fruit … nach Wochen ohne Obst ein Segen! Die Marktstraße ist in unserem Umfeld einzigartig und für uns ein Glück. Die Preise sind überall gleich, heißt sie werden hier durch den Markt geregelt.
Täglich kochen wir zu Hause Reis mit Pfannen voller Gemüse und frischem Tofu. Der Tofu wird vormittags im Nachbarhaus hergestellt. Beliebig können wir allerlei Kräuter hinzugeben und es schmeckt fantastisch. Einmal am Tag gehen wir ins Restaurant. Die einheimische Küche ist ein Träumchen - klar, weil alles gleichzeitig reif und frisch geerntet ist^^ Und die paradiesischen Früchte holen wir uns auch nach Hause, als Snacks für zwischendurch.
Wenn wir noch viel weiter weg von touristischen Regionen in der einheimischen Gastromie sind, ist das Essen nochmal würziger und mit mehr Kräutern intensiver. Noch nie habe ich so stark wahrgenommen, wie Chilli die anderen Aromen verstärkt und das Essen damit "leckerer" macht.
Die Händler verstehen i.d.R. kein Englisch und vietnamisisch ist für uns eine schwer zugängliche Sprache. Sie ist phonetisch, heißt die Bedeutung eines Wortes hängt von dessen Betonung ab, wie im Chinesischen, zum Beispiel.:
- ma (Geist)
- má (Mutter)
- mà (aber)
- mạ (Setzling)
Viele Namen und Bezeichnungen bestehen hier aus mehreren Wörtern. Eines, das immer wieder auftaucht, ist das Wort „Nom“. Irgendwie klingt das lecker: „Nom-nom-nom…“.
Mit Händen und Füßen klappt die Verständigung und wenn es ans bezahlen geht, holen die Händler oft einen Plastikeimer hervor, den sie dann öffnen und in dem ein Gewusel an Geldscheinen liegt, anhand derer sie uns den Preis zeigen können. 100 € sind 3 Millionen Vietnamesische Dong. Da kostet uns ein Besuch der touristischen Gastromie schon mal 250.000 Geldeinheiten.
Hier im ewigen Sommer findet das Leben ganzjährig auf der Straße statt. Auf die Regenzeit sind die Menschen mit überdachten Bürgersteigen und Regencapes optimal eingestellt.
Das Straßennetz ist gut. Straßen, die auch für Autos gedacht sind, sehr groß. Im Verhältnis zu Scootern gibt es wenige Autos und LKWs. Insgesamt funktioniert der Verkehr nicht wie in Deutschland nach dem Prinzip von Regeln, sondern nach dem Prinzip von Achtsamkeit. Alle fahren langsam und entspannt. Es gibt keinen einzigen Raser, jeder achtet auf alle anderen Verkehrsteilnehmer. Ampeln sind eine Rarität. Wer auf eine Kreuzung zu fährt, hupt, und wenn mehrere Linksabbieger aufeinandertreffen, wechselt an dieser Stelle schon mal die Straßenseite komplett. So kommen uns beim Rechtsabbiegen häufig von rechts die Linksabbieger auf unserer Spur entgegen und fahren, wie es gerade passt, links oder rechts an uns vorbei. Nach einer ersten Überraschung fühlt sich alles ruhig und sicher an. Diese Beschreibung lässt ein großes Chaos erahnen, aber in Wirklichkeit läuft hier alles flüssig und ruhig ineinander. Scooter sind bevorzugt, weil außerhalb der großen Straßen das Netz ein Schlaraffenland ist. Hinter der nächsten Abbiegung wartet vielleicht nur eine sehr enge und ungepflasterte Gasse, die schon mit Scootern und Pflanzentöpfen zugestellt ist. Bei allem Gewusel an schönem Grün, verschiedensten Fassaden, Gittern, Toren und liebevollen Dekorationen grenzen die Häuserwände nahtlos an die Gasse an und hinter ihren offenen Toren leben die Menschen in ihren Gemeinschaftsräumen. In der Regel sieht man dort Fernseher, buddhistische Schreine und allerlei Krempel, den der Mensch braucht. Immer ist ein sehr großer Flachbildfernseher eingeschaltet und die Menschen essen, schauen auf ihr Handy, sprechen miteinander oder beobachten einfach, wer vor ihrer Tür herläuft.
An den Straßen sind immer 3 m Breite Bürgersteige. Sie sind meistens nicht begehbar, weil sie voller Cafés und Restaurants sind (nicht nur für die Touristen, denn die Vietnamesen mögen ihre Kaffeekultur und offenen Küchen auch sehr gerne), mit Pflanzen zugestellt und hunderten an Scootern. Spazieren gehen zum Site Seeing funktioniert nicht, denn das ist mehr ein gestolpere durch das Labyrinth. Trotzdem eine lohnenswerte Erfahrung, denn es gibt überall viele Details zu entdecken. Gebäude sind verschachtelt gebaut, haben individuelle Farben, Verzierungen, Fenster und Türen und sind Straßenecken abgerundet. Sie sind voller Balkone, die für Waschmaschinen, Wäsche und himmlische Gärten genutzt werden. Das Grün steht, hängt und klettert, wohin das Auge blickt. Es sieht sehr schön aus. Am Abend ist alles mit Lichterketten und Lampions aller Art beleuchtet.
Auf einen Scooter passen locker zwei Personen. Oft sind es drei oder der Mitfahrer hat noch ein Baby oder Einkäufe auf dem Arm. Die Maschinen haben auch Halterungen für Beutel und Taschen und etwas Stauraum im Inneren. Mehrmals sehen wir auch kleine Hunde auf den Maschinen. Der eine saß brav hinten und druckte sich hinter dem Rücken seines Herrchens vor dem Wind. Der andere saß vor seinem Fahrer und hatte die Pfötchen mit auf dem Lenkrad. Bei noch so starken Regenschauern lässt der Verkehr kaum nach. Die Menschen ziehen den Helm einfach über die Mütze und sind dann mit wehendem Cape gut geschützt.
Karaoke ist ein Volkssport. Schon ab Nachmittag, aber in der Regel am Abend dröhnt es hier an vielen Tagen. Die Menschen sitzen gut betrunken vor ihrer Wohnung und lassen alles raus, was ihnen auf der Seele liegt. Talent kann man es häufig nicht nennen. Oft sitzen sie auch nur zu zweit im Wohnzimmer und lassen bei offenen Türen die Sau raus, das reicht noch zwei Straßen weiter.
Neue Hochhäuser werden in jeder Himmelsrichtung gebaut. Sie sehen beeindruckend und hoch aus.
Die Sonneneinstrahlung liegt hier in der Mittagszeit nach dem sogenannten UVIndex bei 7 - 8, was ein sehr hoher Wert ist. Palo kann das über seine Smartwatch beobachten. Wir gehen also morgens aus dem Haus und nach einer Siesta am Laptop erst wieder, wenn die Werte gefallen sind bis auf etwa 2-3. das ist nachmittags ab 16:00 Uhr.
Kokosnuss Kaffee ist eine Erleuchtung. Er schmeckt sehr nussig, dabei, traumhaft mild und aromatisch. Die Vietnamesen trinken ihn sehr stark. Und viel. Und er paart sich zur Vollkommenheit mit kühler Kokosmilch, die geschmacklich weit von Rafaello und Co. entfernt ist. Denn sie ist nur leicht süßlich und insgesamt eine zarte Creme, die sich liebevoll in meinen Körper schmiegt. Schmatz! Mit ihren guten Fetten und Nährstoffen ist Kokosmilch ein Seegen für den Nährstoffhaushalt. Davon haben wir ja schon in Bangkok profitiert.
Wir sitzen im siebten Himmel im Café und Tina schwärmt: „Ach, die tolle Atmosphäre hier ...“ Da saust ein Mopedfahrer hupend an unserem Café vorüber. Er dröhnt weiter, bis er weit über die angrenzende Kreuzung hinaus gefahren ist. Wir blicken ihm überrascht hinterher und lachen uns dann kaputt.
Gemein ist aller Gastronomie ihre und Individualität mit Liebe zum Detail. Häufig ergibt es einen paradiesischen Urlaubstraum im Stil von Holz und Wald, grün und Küste, blau und Meer und so viel mehr. Jeder Ort eine eigene Oase. Es ist das gemütliche, entspannte und reichhaltige Vietnam, wie wir es uns bei den vielen Restaurantbesuchen in Berlin vorgestellt haben.
Wir besuchen nur kleinere Geschäfte. Der touristischen Regionen gibt es Restaurants in gewaltigen Größen, die ebenso liebevoll und beeindruckend gestaltet sind. Dort ist alles doppelt so teuer wie in unserer Nachbarschaft.
In unserer ersten Woche vor Ort ist das Wetter wunderschön und wir gehen einmal ins Meer zum Schwimmen, und einmal zu einem Kurs für Surf Einsteiger. Nach dem Surfen fühlt sich der Körper sehr entspannt an wie nach einem längeren Saunatag. Die Haut ist weich und zart, die Seele schwebt. Und so fliegen wir ins Bett und brauchen erst mal ein paar Stunden Erholungsschlaf.
Wir denken uns, wie schön wäre es, den Sonnenaufgang mitzuerleben. Darum stellen wir einen Wecker auf 5:00 Uhr und fahren zum Strand, mit Vorfreude auf die malerische Szenerie. Wir kommen am Strand an. Es gleicht einem Festival. Gefühlt ist die gesamte Stadt vor Ort. Auf den Vorplätzen reiht sich eine Tanzgruppe an die nächste mit Gymnastik für jedes Level und Musik, die aus allen Ecken durcheinander spielt. Der Strand ist brechend voll. Hier ist jeder am dehnen, pumpen oder meditieren. Viele spielen Volleyball. Es ist eine beeindruckende Atmosphäre. Gemeinsam mit tausenden Menschen begrüßen wir die Sonne.
Am Ende unserer Bucht steht eine Buddhastatue. Wir fahren mit dem Scooter dorthin. Aus der Ferne lies sich ihre tatsächliche Größe nicht erkennen. Von dort hat man eine beeindruckende Aussicht über Da Nang.
Ab unserer zweiten Woche in Da Nang präsentiert sich die Regenzeit mit viel Niederschlag, sodass wir wenig machen können. Wegen des Windes kann man nicht surfen oder Baden. Die Bademeister halten alle Menschen davon ab. Windige Strandspaziergänge sind eine Alternative und zu beobachten, wann etwas weniger Wind ist, um wenigstens ein bisschen im Meer zu planschen. Das macht viel Spaß und wenn man den eigenen Körper versucht so wie das Surfbrett zu nutzen, wird man von einer Welle auch schon mal 10-12 m weit Richtung Strand getragen.
Wenn es wie aus Eimern schüttet, können wir es wunderbar von unserer Loggia aus dem vierten Stock über den Dächern der Stadt beobachten. Einmal sitzen wir noch auf dem Scooter, als der Schauer losbricht und wir werden klatschnass.
Viele Menschen tragen hier Spitzhütte aus Pflanzenfasern, die an Bauern auf Reisfeldern erinnern.