Erst mal müssen wir in Kuala Lumpur zwischenlanden. 15 Minuten vor der Landung fliegen wir in eine gewaltige Gewitterwolke hinein. Bist du schon einmal umgeben von zuckenden Blitzen und Donnergrollen Richtung Flughafen abgesunken? Noch kurz vor der Landung brechen wir wieder aus dem Sturm heraus und erkennen, dass die schweren Gewitter des Regenwaldes den Flughafen am Horizont komplett umschließen. Wir befinden uns im Auge des Spektakels. Und was wir vor der Landung sehen, ist ein Wald aus Ölpalmen. Bis zum Horizont drängeln sich Millionen Pflanzen in Monokultur. R.I.P. Jungle.
In Perth erleben wir zum ersten Mal das, was du dir, werter Leserin, als Bewunderer einer Weltreise vorstellst. Wir fühlen uns sommerlich-leicht und problemfrei, fernab aller Sorgen und haben als Bonus eine Umgebung mit höchster Lebensqualität. Es sieht so aus, wie wir es aus den Medien von Miami kennen.
Die Infrastruktur ist ein Träumchen. Kostenloser Nahverkehr im Stadtzentrum, kostenloser Nahverkehr ÜBERALL im Dezember und bis tief in den Januar hinein. E-Ink Anzeigen an den Bushaltestellen, und jeder Fahrgast grüßt den Busfahrer und verabschiedet sich mit einem lieben Dankeschön und „Merry Christmas!“ Die Frequenz der Busabfahrten ist hoch. Wir müssen immer nur wenige Minuten warten oder können direkt einsteigen. Sobald wir irgendwo mit fragendem Blick stehen, kommt ein Verkehrsmitarbeiter auf uns zu, fragt, ob alles okay ist, wohin wir wollen, wie es uns geht, und bietet seine Hilfe an. Die Menschen wirken superlieb, sehr aufgeschlossen und äußerst freundlich.
Die Atmosphäre an den Bahnhöfen ist gemütlich und lädt auch außerhalb von Fahrten zum Verweilen ein.
Sowieso ist alles sauber, hell, offen, bunt und gemütlich. Wo sich Menschen aufhalten, gibt es kostenlose Toiletten und Trinkwasserstellen.
An einem Morgen sind wir schon früh wach und fahren mit der Bahn zum Strand, um dort ein bisschen zu plantschen und spazieren zu gehen. Dabei laufen wir durch sehr wohlhabende Wohngegenden. Schöner wohnen in Australien. Zusammen mit den riesigen Palmen erinnert die Atmosphäre immer wieder an Miami.
Ab 17:00 Uhr sind hier alle Geschäfte zu. Nur noch wenige Restaurants haben geöffnet, und: Die Stadt ist trotzdem voller Leben. Es gibt überall sehr viele Sitzgelegenheiten. Außerdem bewegt man sich auf mehreren Ebenen. Alles ist gepflegt, durchdacht und wirkt einladend und entspannt. Wir sehen Lichtinstallationen, Musikanten, einen Weihnachts-Chor, den Weihnachtsmann, Elfen und Schneeflocken. Alles verkleidete Menschen, mit denen man Fotos machen und sich unterhalten kann. Dazu gibt es allerlei Weihnachtsbeleuchtung in einem üppig durchdachten Gesamtkonzept, das mit dem abnehmenden Sonnenlicht zunehmend funkelt. Die Menschen sitzen oder laufen alleine oder in Grüppchen ziellos durch die ganze Stadt. Es ist ordentlich was los, aber alles wirkt entspannt, und alle sind gut gelaunt. Überall laufen Kinder herum und spielen.
Am Abend, als es schon dunkel und immer noch 33° warm ist, gehen wir zum nahe gelegenen See. Er ist riesig, und am fernen Horizont sieht man die Skyline des dortigen Stadtteils. Wir sehen uns ein Feuerwerk an. Hier werden Feuerwerke zu besonderen Anlässen öffentlich veranstaltet und dauern ca. 10 Minuten. Wegen Weihnachten passiert es jetzt öfter und ist in den nächsten Tagen für unterschiedliche Brücken der Stadt angekündigt.
Überall hängen Werbeplakate für „Wicked“, das hier in der Crown Hall gespielt wird. Wir holen uns Tickets für das Musical, schauen vorher den Film „Der Zauberer von Oz“ und gehen am nächsten Tag, dem vierten Advent, um 13:00 Uhr in die Show. Die clevere Geschichte, die Verbindungen zum „Zauberer von Oz“ und die Fähigkeiten der Schauspieler übersteigen unsere Vorstellungskraft und begeistern uns sehr.
Am gleichen Tag gehen wir abends lange spazieren über die Fußgängerbrücken der Stadt, und just in dem Moment gibt es ein Feuerwerk mit einem märchenhaften Sonnenuntergang im Hintergrund. Wir entdecken außerdem einen Weihnachtsmarkt, sehen den Weihnachtsmann auf Rollschuhen an uns vorbeifahren und schlendern mit hunderten anderen Menschen in der Dunkelheit, während wir die Lichter der Stadt bewundern. Ein weiteres Merkmal für die hohe Lebensqualität.
Am Heiligabend fahren wir am Morgen erst einmal zu einem Friedhofspark. Dort sieht es aus wie in „Alice im Wunderland“, weil die Mengen an Urnengräbern mit eleganten Kunstblumen übersät sind. Andernfalls würden sie von den hier lebenden Kängurus, gefressen werden. Wir finden die Tiere am Waldrand und sitzen eine Stunde mit ihnen zusammen, während sie grasen und sich lustig mit ihren Ärmchen den Bauch und die Hüften kraulen.
Am späten Nachmittag gehen wir in den Queens Park, um dort Sushi und Smoothies zu picknicken. Viele Familien aller möglichen Herkunftsnationen sitzen hier beieinander, essen, trinken, spielen, lachen und genießen den Blick über die Stadt. Nachdem die Sonne untergegangen ist, schauen wir uns gemeinsam das Weihnachtsfeuerwerk an, das unten über dem See stattfindet. Frohe Weihnachten!
Am 25. Dezember packen wir die Sachen und fliegen weiter nach Neuseeland.