Ein Bauer stand im Sauerland und dachte drüber nach, dass Hühner auf der Stange sitzen, Tauben auf dem Dach. Inzwischen in sein‘ Hühnerstall, da tobt der Fuchs ganz munter und holt die Hühner nach und nach von ihrer Stange runter. "Sauerland" von Zoff

Beim Erstellen dieses Artikels fällt uns eine große Diskrepanz zwischen Text und Fotos auf. Für uns zählt der Text, denn viele Bilder wirken beeindruckender, als wir es mit eigenen Augen erlebt haben.

Vom Flugzeug steigen wir direkt ins Mietauto und brausen los in Richtung Norden. Ein einmonatiger Road Trip liegt vor uns, nix ist gebucht, alles spontan.

Die Landschaft ist weitläufig, grün und ländlich. Endlose Hügel und Viehherden erinnern an das Sauerland, nur in XXL. (Zweiflern empfehle ich eine ausgedehnte Wanderung von Wuppertal-Unterbarmen nach Wuppertal-Langenberg und eine Fahrt nach Ahlen abseits der Hauptstraßen.^^) Uuuuh, was liegt wohl hinter dem nächsten Hügel? … der nächste. Dann der nächste. Dann ... und so vergehen die ersten Tage.

Abseits der Autobahn fühlt sich die Straße wie eine Achterbahn an: links, rechts, rauf, runter. Der Asphalt ist abgefahren, Schlaglöcher allgegenwärtig. Kilometerlange Bremsstreifen schlängeln sich über die Straßen. Driften scheint ein Nationalsport zu sein. Dazu reiht sich ein Tierkadaver an den nächsten. Wir erleben hautnah alle Stufen der "Verwurstung".

Unser Auto ist robust, aber alt. Es dröhnt, vibriert und jede Bodenwelle ist zu spüren. Die Fahrt ist zehrend. Also fahren wir langsamer und blockieren die Neuseeländer, die alle samt SUVs und Land Rover fahren.

Es ist Hauptreisesaison und darum alles VIER MAL so teuer wie sonst. "Also wenn Sie das letzte Zimmer haben möchten, müssen Sie für mindestens zwei Nächte buchen und jede Nacht kostet 326 €."

Wir entscheiden nach Süden aufzubrechen, kaufen wir Isomatten, Kissen und Schlafsäcke und schlafen ein paar Nächte im Auto auf Campingplätzen. Das bedeutet: dauernd umpacken. Kofferraum freiräumen, um Platz zum Schlafen zu schaffen, dann wieder alles zurück, um einzukaufen oder loszufahren. Wo ist nochmal das Handy? Die Zahnpasta? Das Haargummi? 🙃

Mit Käsebrot und Wraps kehren wir zur westlichen Küche zurück – und merken sofort, wie schwer sie im Magen liegt. Nach Monaten in Asien fällt uns auch der höhere BMI der Bevölkerung auf.

Täglich fahren wir stundenlang gen Süden, um das Hinterland hinter uns zu lassen. Das Wetter ist herbstlich, die Laune gedämpft. Wir durchleben wieder viele Zweifel, die sich an die zahlreichen fehlentscheidungen und das Pech Reihen, das uns seit dieser Reise begleitet.

Hobbington ist vier Wochen im Voraus ausgebucht. Das hätten wir vorab planen müssen. Falls du Bilder vermisst: Ich kann einige gute Filme empfehlen, in denen es vorkommt.^^

Hier bietet sich an festzuhalten, dass sich Eintritte für uns bisher nicht gelohnt haben. Jetzt ist zum Beispiel allein unsere Fahrt eine Safari durch das Auenland, die wir vor allem abseits des florierenden Massentourismus' genießen.

Insgesamt sind Sehenswürdigkeiten und Naturwunder immer mit vielen Stunden zehrender Autofahrt verbunden.

In New Plymouth überragt ein einziger Gigant die flache Landschaft: der majestätische Mount Taranaki. Ein Anblick, der Ehrfurcht weckt. Wir bleiben hier länger als gedacht, treffen Freunde von Palos früheren Reisen und ehe wir uns versehen, wohnen wir bei ihnen. Gemeinsam verbringen wir eine richtig schöne Zeit in familiärer Atmosphäre mit tollen Gesprächen und ein paar Abenteuern:

An Palos 41. Geburtstag fahren wir nach Taupo. Sieben Stunden dauert die Fahrt über den "Forgotten World Highway" – eine abgelegene, malerische Straße durch die Berge. Unser Ziel: ein riesiger See, einst ein gigantischer Vulkankrater. Die Gegend erinnert tatsächlich an Mittelerde.

Neuseeland ist unfassbar teuer. Mit dem Geld hätten wir in Südostasien ein halbes Jahr lang in dekadentem Luxus leben können. Und dabei sind wir hier schon minimalistisch unterwegs: billigster Mietwagen, Motels, Selbstversorgung mit Käsebrot und Wraps, Natur statt Attraktionen mit Eintrittspreis. Schon die Flüge ab Australien waren ein Hammer.

Unser letzter großer Trip führt nach Wellington. Die Südinsel sparen wir uns – allein die Fähre für uns und das Auto würde 700 € kosten.

Die Luft ist raus. Wir warten nur noch auf unseren Abflug. Tina wird krank und kann Wellington nicht genießen.

Unterm Strich haben wir das Beste daraus gemacht und schöne Momente erlebt – doch insgesamt war Neuseeland eine herbe Enttäuschung.